Wir kamen am späten Nachmittag in Longyearbyen an und hatten viel Zeit, um das obligatorische erste Foto zu machen, da wir dieses Mal nur Handgepäck dabei hatten. Dazu hatten wir uns kurz vor der Reise entschlossen, da in den Wochen vor unserer Reise europaweit auf vielen Flughäfen ein durch Streiks und fehlendes Personal verursachtes Kofferchaos herrschte. 

Wir fuhren mit dem Bus in unser Hotel, dieses Mal wohnten wir im Mari-Anns-Polarrigg, ein gemütliches kleines einfaches Hotel in der Nähe des Zentrums - wobei der Ort ja eh nicht so groß und alles gut zu Fuß erreichbar ist.

Nachdem wir unser Zimmer bezogen hatten, machten wir noch einen kleinen Bummel durch den Ort. Es gab für mich einiges zu schauen, denn bisher kannte ich ja alles nur im Winter, mit wenig Licht und viel Schnee. Mitten im Ort liefen uns ein paar grasende und gut genährte Rentiere über den Weg. Tolles Erlebnis. Wir ließen den Abend mit einem leckeren Essen in einem netten Restaurant ausklingen und stießen um Mitternacht noch mit einem Glas Sekt auf meinen Geburtstag an.

Am nächsten Tag hatten wir keinen Ausflug gebucht, so daß wir den Tag ruhig angehen konnten. Wir schliefen aus, genossen ein ausgiebiges Frühstück - ich bekam als Geburtstagsüberraschung von meiner Freundin einen Kuchen mit Geburtstagskerzen :) - und machten anschließend eine Wanderung durchs Tal bis zur Sverdrupbyen, zum Coal Miners Cabin und zurück ins Zentrum von Longyearbyen. In der Stadt stöberten wir einmal durch alle Geschäfte und aßen einen kleinen Imbiss.

Am Abend hatten wir im Hotel einen Tisch reserviert und es gab ein sehr leckeres 3-Gänge-Menü mit einem guten Rotwein dazu. Eine schmackhafte Abrundung des Tages.

Am nächsten Tag war unser Highlight eine Kajaktour über den Isfjord. Da dieser Ausflug erst am späten Nachmittag stattfand, hatten wir am Vormittag noch Zeit für eine Wanderung am Wasser entlang in Richtung Flughafen. Es gab einiges an Vögeln zu beobachten, so z.B. Strandläufer, Seeschwalben, Weißwangengänse und natürlich auch Möwen.

Zur Kajaktour bekamen wir warme, wasserdichte Overalls und wir waren jeweils zu 2. im Kajak. Ich mußte wegen meiner  Körpergröße und dem entsprechend höheren Gewicht hinten sitzen und da meine Beine zu lang für die Steuerpedalzüge im Kajak waren, fuhren wir ohne. Das war ein bißchen lästig, da wir auf Grund mangelnder Technik immerzu im Zickzack fuhren. Aber wir hatten ja Zeit und Urlaub und so genossen wir trotzdem die Tour mit Anlandung auf der anderen Seite des Fjordes. Hier wurde, wie uns unser Guide erzählte, wohl zuerst nach Kohle gesucht, bevor man sich dann entschloß, auf der anderen Fjordseite weiter zu machen. Einige Holzkonstruktionen zum Transport und Verladen der Kohle legen darüber noch heute Zeugnis ab.

Nach ca 3,5 Stunden waren wieder zurück und froh, daß es vorbei war. Ganz schön anstrengend für die Muskeln, die man sonst wenig bis nie braucht. ;) Alles in allem eine tolle Tour und bei Sonnenschein sicher nicht zu toppen. :)

Am folgenden Tag erwartete uns wieder ein tolles Erlebnis. Wir hatten eine RIB-Bootsfahrt zum Nordfjord gebucht, wo man Walrosse beobachten kann. Wir bekamen warme, wind- und wasserabweisende Overalls, wurden zum Anleger gefahren und düsten dann ca eine knappe Stunde über das Wasser. Das alleine war schon ein tolles Erlebnis, die Natur, Gletscher in der Ferne und zwischendurch lugte sogar ab und zu die Sonne durch die Wolken. Auf der anderen Seite des Fjordes sahen wir sie dann - eine Gruppe Walrosse lag am Strand und döste vor sich hin. Nachdem wir genug Zeit damit verbracht hatten, die Gruppe zu beobachten und zu fotografieren, ging es noch weiter zu einer Gletscherzunge. Hier fuhrten wir langsam durch die Eisbrocken, welche ein faszinierendes, wisperndes Geräusch verursachten. Dann gings leider auch schon wieder auf den Rückweg.

Wir machten noch einen kleinen Spaziergang am Wasser entlang und beobachteten wieder ein paar Vögel - Strandläufer und Sandregenpfeifer, gingen noch was Essen und ließen den Tag bei einem Glas Wein ausklingen.

Am vorletzten Tag mußten wir schon früh aus den Federn, denn heute hatten wir eine Tagestour mit dem Schnellboot nach Ny-Ålesund gebucht, eine der nördlichsten Siedlungen der Erde. Der Ort war Startpunkt vieler Arktisexpediotionen, es wurde von 1916 bis Anfang der 60-er Jahre Steinkohle abgebaut und heute befindet sich hier eine internationale Polarforschungsstation.

Zum Glück fand dieser Ausflug statt - andere Ausflüge in die russischen Gebiete von Spitzbergen waren kriegsbedingt schon abgesagt worden. Die Fahrt dauerte ca 4,5 Stunden und war absolut nicht langweilig. Wir fuhren nordwärts durch den Fortlandsundet und auf beiden Seiten konnte man die karge arktische Landschaft in verschiedenen Lichtsituationen beobachten. Zwischendrin kreuzte ein Wal unseren Weg - ich glaube es war ein Finnwal -  es war leider nicht allzuviel von ihm zu sehen.

Endlich tauchten am Horizont die ersten Häuser von Ny-Ålesund auf und im Hafen lag das ehemalige Hurtigrutenschiff "Nordstjernen", die regelmäßig in diesen Breiten als Expeditionsschiff unterwegs ist. Wir hatten bei der Anreise am Flughafen ein Pärchen kennengelernt, die auf dem Schiff waren und die erzählten uns am Abreisetag auf dem Flughafen, daß sie sogar einen Eisbären gesehn haben, der eine ganze Weile am Ufer dem Schiff gefolgt war. Ja, Glück muss man haben. Wir haben leider keinen lebenden Eisbären gesehen. Vielleicht beim nächsten Mal?

In Ny-Ålesund hatten wir dann ca 1,5 Stunden Zeit, um uns den Ort anzusehen, in die Häuser zu gehen, wo kleine Museen zu finden waren und einmal durch den Touristenshop zu bummeln. Dann war die Zeit an Land auch schon wieder rum und wir mußten zurück. Doch bevor wir die Rückreise antraten, fuhren wir mit dem Boot noch in eine kleine Bucht auf 79° nördlicher Breite, wo es ein Gläschen Sekt gab. Prost auf die nördlichste Position unserer Reise.

Ja, und dann war auch schon der letzte Tag unserer Reise angebrochen. Unser Flieger ging zum Glück erst am Nachmittag, so daß wir noch einmal am Wasser entlangspazieren und ins Svalbardmuseum gehen konnten. Ein sehr interessantes Museum zur Geschichte von Svalbard, seiner Besiedlung, das Leben der Leute und natürlich zum Bergbau.