Daß liegt ganz einfach daran, daß die M/S Lofoten schon am 25. Dezember wieder zurück in Bergen ist und das war mir zu wenig Weihnachten. Deshalb buchte ich ab dem 25.12. und dafür dann inklusive Silvester bis zum 05.01.20. Mal schauen, was mich da so erwartet.

Ich hatte ja im Herbst Besuch von Hurtigrutenfreunden welche auch auf dieser Tour mit dabei und schon ab dem 23.12. in Bergen sind. Da liegt es Nahe, zusammen Heilig Abend zu verbringen und irgendwo schön Essen zu gehen. Aber das war einfacher gesagt als getan, da fast alle Restaurants in Bergen an diesem Abend geschlossen sind. Aber eins hatte zum Glück doch geöffnet und so bestellten wir dort einen Tisch. Uff, dieser schwierige Teil der Vorbereitungen war schon mal geschafft.

Am 24.12. fuhr ich mit dem einzigen und letzten Zug der Bergensbanen an diesem Tag - Abfahrt in Oslo      8:25 - nach Bergen. Das Wetter war alles andere als winterlich, es regnete, die Wolken hingen tief am Himmel. Hoffentlich ist in der Hardangervidda überhaupt etwas zu sehen? Naja, so ist es halt, kann man nichts ändern deshalb entspannt zurücklehnen und die Zugfahrt genießen. Was soll ich sagen, die Landschaft zeigte sich bald winterlich und tief verschneit und ab Finse, dem höchten Punkt der Strecke auf 1222 m üNN lugte dann sogar ab und zu die Sonne durch die Wolken. In Myrdal wurde es leer im Zug, denn die asiatische(n) Reisegruppe(n) verließen hier die Bergensbanen um in die Flåmbahn umzusteigen.

In Bergen angekommen, ging ich im Regen zum Hotel. Dort trafen sich später alle zukünftigen Lofotenreisenden in der Hotellobby, wir tranken Kaffee und probierten die vielen Sorten der selbstgebackenen Plätzchen aus Kamp-Lintfort. Abends gingen wir ins Restaurant, ließen uns das leckere Essen schmecken und tranken einen guten Wein dazu. Der Abend klang dann bei einem Glas Wein im Hotel und der Vorfreude auf den nächsten Tag aus.

 

Bevor es aber auf das Schiff geht, haben wir noch den ganzen Tag Zeit, um uns Bergen anzusehen. Die Wettervorhersage war gar nicht mal so schlecht und wir beschlossen mit der Fløyenbahn auf den Fløyen zu fahren. Nach einem guten und ausgiebigen Frühstück ging es los und wir waren gerade zur richtigen Zeit auf dem Berg. Die Wolken, die bis dahin den Gipfel eingehüllt hatten rissen auf, es war teilweise eine mystische Stimmung, die Stadt lag unter uns auch teilweise noch im Nebel, einfach fantastisch. Zurück gings dann zu Fuß, vorbei an einem Trollwald, der in diesem Augenblick sehr passend in Nebel gehüllt war. Später ließ sich die Sonne sehen und wir genossen einen schönen regenfreien Tag. Am Nachmittag gingen wir hinaus nach Nordnes, um unser Lieblingsschiff zu begrüßen....und ein paar Stunden später ging die Reise endlich los.

Am nächsten Tag erreichen wir am frühen Nachmittag Ålesund. Pflichtprogramm bei einigermaßen passablem Wetter ist der Hausberg von Ålesund der Aksla, von wo aus man einen tollen Blick auf die Stadt hat und gleichzeitig noch einige Kalorien verbrennen kann. Beid er guten Verpflegnung an Bord, ist das immer sehr willkommen.

Am Abend erreichten wir Molde, dann ging es über die Hustadvika, eine offene Seestrecke, die bei Sturm tückisch sein kann, wie die "Viking Sky" im letzten Jahr erleben mußte. Aber in dieser Nacht war sie friedlich und irgendwann kam die erste Nordlichtdurchsage. Ich war schon fast im Bett und mußte mich komplett wieder ankleiden. Das Nordlicht war nur schwach am Horizont zu sehen, aber es war Nordlicht - das erste und einzige auf dieser Reise, wie ich heute weiß.

Am nächsten Morgen waren wir in Trondheim. Kurz vor dem Anlegen trafen wir auf der Höhe der Insel Munkholmen die südgehende MS Trollfjord. In Trondheim hatten wir 3 Stunden Zeit, um die Stadt zu erkunden. Es war traumhaftes Winterwetter und ein tolles sehr fotogenes Licht. Ich machte einen Stadtbummel bis zum Dom, dann über die bekannte "Gamle Bru" in den gemütlichen alten Stadteil Pappenheim. Dort sah ich plötzlich einen Riesenschwarm Seidenschwänze und war total aus dem Häuschen. Bis jetzt hatte ich immer nur von anderen gehört, daß es die im Winter in Norwegen gibt aber ich habe sie noch nie und dann noch so nah mit eigenen Augen gesehen.Super! Die Vögel ernähren sich von Äpfeln und Birnen, die bis spät in den Herbst noch an den Bäumen hängen und im Winter von Beeren (Vogelbeeren, Holunder, Mistel und wie in diesem Fall die Beeren der Eibe).

Weiter gings in den Stadtteil Solsiden und dort zum Kunstmuseum Gråmølna, wo ein Stück der Berliner Mauer steht. Der Lichtkünstler Lars Ramberg lebte und arbeitete lange Zeit in Berling und hat diese 6 Mauerstücke nach Trondheim geholt.

Das Schiff setzte seine Reise in Richtung Norden fort. Zuerst wieder ca. 2 Stunden durch den Trondheimfjord, vorbei an der Fosen Yard Werft, wo das ehemalige Hurtigrutenschiff "Nordstjernen" lag und später am meistfotgrafierten Leuchtturm Kjeungskjær Fyr, welcher schnell im letzten Licht des Tages am Horizont verschwand. Die Folda, eine offenen Seestrecke ließ uns an diesem Tag in Ruhe und wir waren pünktlich am späten Abend in Rørvik.

Wie näherten uns dem Polarkreis und alle Passagiere konnten wieder ihren Tipp abgeben, zu welcher Uhrzeit er überquert wird. Die dazugehörige Zeremonie mit der Ehrung des Gewinners und dem Austeilen von kaltem Bröckchenwasser wurde wegen zunehmendem Wind und der dadurch unruhiger werdenden See - wir befanden uns zwischenzeitlich auf einem ungeschützteren Streckenabschnitt - verschoben. Das ließ Schlimmes befürchten aber noch waren wir optimistisch. In Bodø tobte der Wind durch die Straßen und es gab Regen und Glatteis, deshalb wurde die geplante Tour in die umliegenden Berge gestrichen und stattdessen ging ich in die Stadt. Man mußte sich richtig gegen den Wind stemmen, um vorwärts zu kommen.

Auf dem Vestfjord, den wir danach überqueren mußten, herrschte Sturm so daß wir Stamsund und Svolvær ausließen und auf kürzestem Weg direkt zum Raftsund fuhren. Während der Überquerung des Vestfjordes aßen wir zu Abend - eigentlich ein 4-Gänge-Menü, heute nur 3 Gänge, die Supppe wurde aus nachvollziehbaren Gründen gestrichen. Die Servicekräfte mußten nicht nur mit den Tellern sondern auch den ganzen Körper balancieren. Eine in meinen Augen unglaubliche Leistung. Gläser fielen um - da kam dann wieder der Geburtsfehler nur zwei Hände zu haben zum Tragen, denn wir mußten uns im gleichen Augenblick mit beiden Händen am Tisch festhalten damit wir nicht mit den Stühlen durch die Gegend rutschten und konnten uns deshalb nicht um die Gläser kümmern, die dann dem Gesetz der Physik folgend umfielen und auf dem Tisch herumrollten. Gott sei Dank sind alle Stühle mit einer Kette am Boden verankert aber es ist trotzdem genug Spiel zum Hin- und Herrutschen und Umkippen. Als wir am späten Abend die Raftsundmündung erreichten, war die Schaukelei mit einem Schlag vorbei. Endlich gings in die Kabine und ins nicht schaukelnde Bett.

Für diese Leistung, die Überquerung des Vestfjordes bei Windstärken in Spitzen vom 38 m/s = 136,80 km/s = Orkan, erhielten alle Mitreisenden ein Sturmzertifikat. Wir werden diesen Trip deshalb in mehr oder weniger guter Erinnerung behalten.

Der nächsteTag, der 29.12. verlief weitgehend normal, da wir keine offenen Seesstrecken kreuzen mußten. Zeitig am Morgen erreichten wir Harstad mit der malerisch am Ufer gelegenen Trondenes Kirche und begegneten der südgehenden MS Nordlys. Gegen Mittag waren wir in Finnsnes, kurz bevor wir anlegten riss der Himmel an einer Stelle auf und wir sahen Perlmuttwolken durch graue Wolkenfetzen schimmern. Man sieht diese Wolken oft im Winter in nördlichen Regionen in der Stratosphäre in Höhen über 20 km. Für mich war es allerdings das erste Mal. daß ich diese Wolken sah und sie sind einfach nur wunderschön! Am frühen Nachmittag erreichten wir Tromsø, wo wir knapp 4 Stunden Zeit hatten. Eine unserer Mitreisenden hatte endeckt, daß ein Konzert in der Domkirche stattfinden sollte und im Nordnorwegischen Kunstmuseum u.a. eine Ausstellung mit Werken von Betzy Akersloot-Berg zu sehen war. Die Entscheidung, dieses Mal etwas Kulturelles zu erleben, fiel uns nicht schwer, da die Mackøl Brauerei an diesem Tag geschlossen hatte ;-). Das Konzert war eine Mischung aus Nordischen Liedern und Interpretationen bekannter Lieder. Ein tolles Erlebnis! Anschließend hatten wir noch genug Zeit, uns die Austellungen im Museum anzusehen, bevor es wieder aufs Schiff ging, wo das Abendessen schon auf uns wartete. Dieses mußten wir allerdings unterbrechen, da wir 18:30 ablegten und eine liebe Mitreisende, die in Tromsø zu ihrem und unserem Leidwesen das Schiff verlassen hatte, zu verabschieden.

Am Abend, kurz nach 22:00, erreichten wir Skjervøy danach hieß es sich schnell in die Kabine verziehen, da wir eine offene Seestrecke genannt Lopphavet von ca 2 Stunden Dauer zu überqueren hatten und wir immer noch die Auswirkungen von Sturm und Wellengang zu spüren bekamen.

Am nächsten Tag erreichten wir Honningsvåg, der Hafen von dem aus man zum Nordkapp fährt. Ich wollte dieses Mal den Ausflug mit dem örtlichen Anbieter machen, kostet weniger und man bekommt das gleiche geboten. Und so war es auch. Wir fuhren beide Strecken vor dem Hurtigrutenbus her, falls unser Bus ausfällt, kann der andere Bus uns aufpicken und zum Hafen zurückbringen. Als wir zum Nordkapp kamen, traute ich meine Augen nicht. Der Parkplatz war voll mit Autos, Wohnmobilen, einigen Bussen und Quads. Das hätte ich zu dieser Jahreszeit nicht erwartet. War aber trotzdem ein toller Ausflug und ich kann ihn nur empfehlen.

Nach der Abfahrt kamen wir in die Barentssee und dann begann der Rockn Roll welcher bis ca 05:00 Uhr am nächsten Morgen dauerte. Auf dem Weg nach Kirkenes ließen wir wetterbedingt einige Häfen aus (Mehamn, Berlevåg und Vadsø). Zum Abendessen kämpfte ich mich zwar hoch in den Speisesaal - zum Glück waren die Schotten auf Deck B offen, so daß ich mich im inneren des Schiffes nach oben hangeln konnte. Ich aß auch etwas aber so richtigen Appetit hatte ich irgendwie nicht. Der Körper war mit Seegang beschäftigt und das Gleichgewichtsorgan hatte Volkstreß, da hat man keine Lust auf Essen. Den anderen Mitreisenden an meinem Tisch ging es nicht viel anders. So verzog ich mich auch bald wieder in meine Kabine und las noch bis ich müde wurde. Unser Reiseleiter wies uns gegen 20:00 Uhr in einer Durchsage darauf hin, daß es in den nächsten Stunden nicht besser werden würde....und wir müssenden gleichen Weg morgen wieder zurück , oh weh.

Am Silvestertag morgens erreichten wir mit einer halben Stunde Verspätung Kirkenes, den Wendepunkt unserer Reise. Ich hatte eine Schneescootertour bei Barents Safari gebucht. Das wollte ich schon immer mal machen und ich freute mich riesig drauf. War dann auch ein tolles Erlebnis, bei schöner Polarnachtstimmung. Wir fühlten uns auch sehr gut aufgehoben bei Hans, dem Chef vom Ganzen und seinem netten Mitarbeiter!

Wegen Problemen im Maschinenraum verzögerte sich unsere Abfahrt um etwa eine Stunde - super, eine Stunde länger ein ruhiges Schiff. Ja, so langsam kam der Galgenhumor zum Vorschein, denn wir mußten ja den gleichen Weg nochmal zurück über die Barentssee und das war gestern nicht so angenehm. Dieses Mal hatten wir aber auf jeden Fall einen fest eingeplanten Stop in Båtsfjord, wo wir Silvester verbrachten. Auf dem Weg dorthin ließen wir den Hafen von Vardø aus, das Essen wurde wegen des Wellenrodeos um 2 Stunden nach hinten verschoben, damit alle in Ruhe essen konnten. Im Hafen von Båtsfjord war angenehm ruhiges Wasser und unser Silvesterprogramm konnte ungestört stattfinden. Das Programm wurde von mitreisenden Gästen und unserem Reisleiter gestaltet. Ein junges Mädchen spielte auf dem Klavier die Filmusik von Titanic, ein mit der Gitarre begleiteter Song wurde vorgetragen, es gab eine Pantomimeaufführung, einen 3-Frauen-Chor mit einem bekannten Song (den Titel kenn ich leider nicht) und Harald unser Reisleiter zauberte uns was vor. Ein schönes abwechslungsreiches Programm. Kurz vor dem Jahreswechsel versammelten sich alle Passagiere auf dem Flaggdeck, stießen mit einem Glas Sekt an und schauten dem örtlichen Feuerwerk zu. Um 00:30 legte das Schiff wieder ab und wir näherten uns der offenen See und damit unruhigem Gewässer. Da einige von uns noch keine Lust hatten in die Koje zu gehen, die Stimmung in der Bar noch recht lustig war und wir so schön am Tanzen waren, nutzten wir die dort befindlichen Säulen, um uns daran fest zu halten. Das ging erstaunlicherweise sehr gut und auch der Wellengang war dadurch nicht so stark zu spüren. Unser Livemusiker fand das ebenfalls ganz toll, wie wir uns als Pole Dance Girls betätigten und so feierten wir noch bis gegen 01:30 Uhr weiter. Dann kämpften wir uns über ein schwankendes Schiff zurück in unsere Kabinen.

Ja und dann kämpften wir uns wieder zurück durch die Barentssee. Wir ließen laut Plan die Häfen Berlevåg, Mehman und Kjøllefjord aus und hatten trotzdem ca 2 Stunden Verspätung als wir Havøysund erreichten. Das Licht an diesem Morgen war einfach unbeschreiblich. Goldfarbene Unwetterwolkenwände waberten über den Himmel und zogen an uns vorbei, der Schnee auf den Bergen der Inseln war von einem Cremeweiß, wie ich es noch nie gesehen hatte, einfach toll. In Hammerfest hatten wir einen Teil unserer Verspätung aufgeholt und konnten so doch eine kleine Runde durch den Ort drehen ehe es weiter ging. Wir hoppelten über den Lopphavet, wieder eine offene Seestrecke von ca 2 Stunden Dauer und waren pünktlich in Skjervøy. Hier hatten wir eine halbe Stunde Zeit und da ich noch nie im Ort war sondern immer nur die Kirche vom Schiff aus bwundert hatte, nutzte ich die Gelegenheit, sie mir mal aus der Nähe anzusehen.

Am späten Abend kamen wir wieder nach Tromsø und südgehend findet in dieser Nacht das Mitternachtskonzert in der Eismeerkadetrale statt. Es war fürchterliches Wetter, es regnete und die Gehwege waren von Eis überzogen. Wir hatten Mühe, den nicht gestreuten kleinen Anstieg zum Eingang der Kirche zu bewältigen. Unser Kapitän war auch mit beim Konzert und er griff anschließend zur Schaufel und streute den Weg mit Splitt aus der Streukiste, damit alle unbeschadet wieder zurück zum Bus kamen. Chapeau bas und großes Dankeschön an Eivind Lande!

Inzwischen haben wir den 2. Januar. Unser nächster Hafen am zeitigen Morgen war Harstad. Weiter gehts durch die Risøyrenna ein 4,5 km langer Kanal durch den Risøysund. Der Seeadler auf der kleinen Insel kurz vor Risøyhamn hatte Ferien und war offensichtlich verreist, jedenaflls war er nicht zu sehen :). Die nächste Häfen waren Sortland und Stokmarknes. Hier befindet sich das Hurtigrutenmuseum. Der Eintritt kostet inzwischen 50 NOK für die Passagiere der Hurtigrute (früher war der Eintritt gratis) aber heute wurde uns der Eintritt spendiert, da wir schon einiges, dem Wetter geschuldetes, unerwartetes über uns ergehen lassen mußten. Zuerst wollte ich aber mit einem Mitreisenden über die Brücke auf die Insel Børøya zur Küstenskulptur "Dager og Netter" (Tage und Nächte) , zwei Häuser aus weißem und schwarzen Granit. Es war ganz schön mühsam, gegen die Sturmböen ankämpfend über die Brücke zu kommen. Anschließend ging ich noch zum Aufwärmen ins Museum. Leider ist die alte Finnmarken zur Zeit nicht zu besichtigen, da dort gerade eine Riesenbaustelle ist. Sie wird später in einer Halle stehen und ist somit vor Wind und Wetter geschützt. Dann macht auch das Restaurieren mehr Sinn.

Als nächstes passierten wir den Raftsund und wie wir vorher noch erfuhren, soll es direkt und auf kürzesten Weg nach Bodø gehen, wir lassen also wieder Svolvær und Stamsund links bzw. rechts liegen.Den Hafen von Bodø verschlafe ich aber, denn wir erreichten ihn mitten in der Nacht, glaube ich.

 

Eine kleine lustige Begebenheit am Rande:

Auf dem Buffet Morgens und Mittags stehen immer kleine Kärtchen neben den Speisen, welche erklären, was das ist. Neben dem Rømmesild (Sahnehering) stand ein Kärtchen mit der folgenden Übersetzung:

Englisch: escape the herring

Deutsch: entkomme dem Hering

Das norwegische Wort rømme bedeutet Sauerrahm, Schmand und das Verb å rømme bedeutet ausreißen, entfliehen

:)) Let me google that for you - da hat Google wieder sein bestes gegeben und alle Beteiligten darauf vertraut, daß Google Recht hat.

Die nächsten zwei Tage verliefen dann alles andere als geplant, da ein Sturmtief das andere jagte und ablöste. Zuerst gings noch halbwegs nach Fahrplan von Bodø bis nach Brønnøysund. Wir überquerten wieder den Polarkreis, was wie immer mit einem Löffel voll Lebertran gefeiert wurde, legten sogar kurz in Nesna an und der nächste Hafen war dann Sandnesjøen. Ich ging trotz heftigem Wind an Land und bummelte durch die überaus belebte Fußgängerzone der Stadt. Hier tobte das wilde Stadtleben :-), zum Glück gibt es die Hurtigrute und ihre Passagiere, welche jeden Tag für ca eine halbe Stunde mal die Straße beleben. Spaß beiseite, bei so einem Wetter geht keiner freiwillig vor die Tür, außer landganghungrige Hurtigrutenfahrer. Dafür hatte der Ort noch eine Überraschung bereit. Ich entdeckte mitten in der Stadt auf einem Baum in der Fußgängerzone einen Hakengimpel. Dieser Vogel ist eigentlich in Sibirien beheimatet und kam dieses Jahr nach Skandinavien, weil in seiner Heimat nicht genug Futter zu finden war. Da diese Vögel keine Menschen kennen und sie daher auch nicht als Gefahr ansehen, kommt man ziemlich nahe an sie heran. Was für ein Erlebnis!

Nach der Abfahrt tauchte dann auch irgendwann die Bergkette der Sieben Schwestern aus den tiefhängenden Sturmwolken auf und fast im gleichen Moment war auch wieder eine Perlmuttwolke in einer Wolkenlücke zu sehen.

Am Nachmittag erhielten wir die Info zum weiteren Reiseverlauf. Wir werden bis Rørvik fahren und dort bis zum nächsten Tag 12.00 Uhr liegen bleiben. Dann geht es in einem Ritt durch bis Bergen. Erwartete Ankunft in Bergen dann am 05.01.20 um 15:30...und, das nehme ich jetzt mal vorweg, das haben wir geschafft.

Ja, da hieß es dann die nächste Möglichkeit an Land zu gehen auszunutzen. Deshalb runter vom Schiff in Brønnøysund und ne Runde durch den Ort gedreht bis zur Kirche und zurück zum Schiff. Wir erreichten Rørvik pünktlich gegen 21:00 Uhr. Da wir im geschützten Hafen lagen, war es in dieser Nacht auch kein Problem gut zu schlafen, zumindestens wenn man das Schaukeln nicht vermißte.

In Rørvik gibt es ein Küstenmuseum, welches ausnahmsweise auf Anfrage von Hurtigruten für uns geöffnet wurde. Nach dem Frühstück machte ich einem kurzen Stadtbummel, zuerst zur Kirche, die alte war 2012 abgebrannt und wurde  durch einen interessanten Neubau ersetzt. Anschließend führte mich mein Weg zum Küstenmuseum. Hier erfährt man viel über die Region, ihre Bewohner und die Berufe, die sie ausüben. Auf dem Weg zurück zum Schiff rissen die Wolken auf und wieder tauchten die tollen farbenprächtigen Perlmuttwolken am Himmel auf.

Wir fuhren und fuhren .... und schaukelten...und fuhren. Es passierte nicht mehr viel. Wir vertrieben uns die Zeit mit Gesprächen, lesen und natürlich gab es auch immer mal wieder was zu Essen, das Wetter war überhaupt nicht einladend, um mal nach draußen zu gehen. Irgendwann kam Bergen in Sicht - mehr oder weniger. Alle, die zum Flughafen müssen sollten zuerst von Bord - nachdem das Gepäck ausgeladen war - und sofort in den Bus springen. Alles klappte super, der Bus war in Windeseile am Flughafen, wir waren ratz fatz durch die Sicherheitskontrolle und dann ... hatte mein Flieger ca 40 min Verspätung. Was solls, dann blieb noch Zeit für ein gepflegtes Reiseabschlußbier bevor die Reise definfitiv ihrem Ende entgegen ging..

Es war trotz der unvorhergesehenen Umstände wieder eine tolle Reise. Ich habe viele nette Menschen getroffen mit denen ich zum Teil auch in Zukunft Kontakt halten werde, gute Gespäche geführt, viel Spaß gehabt, die Mannschaft hat wieder alles getan, daß sich die Passagiere wohl fühlten - also alles in allem, wie immer!